En el Sur

Anika Hutschreuther - En el Sur En el Sur
Anika Hutschreuther - Gitarre




Track-Liste:

Dionisio Aguado (1784-1849)
Prelude und Rondo Nr. 2 a-moll
1. Prelude anhören
2. Rondo anhören

Astor Piazzolla (1921-1992)
Las Estaciones Porteñas
3. Primavera Portña anhören
4. Verano Porteño anhören
5. Ontoño anhören
6. Invierno Porteño anhören

Leo Brouwer (*1939)
El Decameron Negro
7. La Arpa del Guerrero anhören
8. La Hida de los Amantes por la Valle de los Ecos anhören
9. Ballada de la Doncella Enamorada anhören

Alberto Ginastera (1916-1983)
Sonata op 47
10. Esordio anhören
11. Scherzo anhören
12. Canto anhören
13. Finale anhören

Gaspar Sanz (1640-1710)
14. Canarios anhören

Dionisio Aguado (1784-1849), angesehener spanischer Gitarrist und Komponist. Ab 1826 lebte er in Paris, wo er den spanischen Gitarristen Fernando Sor kennenlernte. Trotz unterschiedlicher Auffassungen, bezüglich Technik und Haltung des Instruments, wurden die Musiker Freunde und gaben Konzerte in den höchsten Kreisen. Der Bau der Gitarre hatte sich in diesen Jahren einem großen Wandel unterzogen. Aus der fünfchörigen Barockgitarre wurde ein Instrument mit sechs einzelnen Saiten. Auch die Tabulatur galt nun als veraltet. Die Spieltechnik musste an die neuen Gegebenheiten angepasst werden. Aguado schrieb das Lehrwerk "Nuovo Método para guitarra", komponierte unzählige Etüden und u.a. "Tres Rondos brilliantes" (1920), die den veränderten Gitarrenbau berücksichtigten.

Der Argentinier Astor Piazzolla (1921-1992) gilt als der Begründer des Tango Nuevo. Schon als Kind lernte er Klavier und, seinem Vater zuliebe, Bandoneon spielen. Den Tango, den sein Vater von früh bis spät hörte, lehnte er zunächst ab. Seine Vorliebe galt dem Jazz und der Musik Bachs. Nach elf Jahren in New York kehrte er 16jährig mit seiner Familie zurück nach Buenos Aires. Hier hörte er erstmals den neuartigen Tango argentino, der ihn begeisterte. Er entschied sich aber zunächst für eine konservative Ausbildung und studierte Komposition bei dem jungen Alberto Ginastera und in Paris bei Nadia Boulanger. Hier verschwieg er seine Tango-Kompositionen, da der Tango einen zweifelhaften Ruf in seiner Heimat hatte. Nadia Boulanger erkannte gerade in dieser Musik Piazzollas aussergewöhnliches Talent. Zurück in Argentinien entwickelte Piazzolla seinen eigenen Tangostil weiter, bediente sich Harmonien aus dem Jazz sowie nach Material von Igor Strawinsky und Béla Bartòk, experimentierte mit Glissandi, Schlagtechniken, Kontrasten, Synkopen. Er erweiterte die Form des Tango zu Ballett, Oratorium, Suite und Konzert. Der Charakter seiner Musik wird auch durch die Ensembles wesentlich geformt. Glissandi des gesamten Orchesters, rhythmische Akkordfolgen stehen elegischen Soloparts gegenüber. "Die vier Jahreszeiten" (der Zusatz "porteño" bezieht sich auf den Landstrich Buenos Aires) beziehen sich auf die Vorgabe von Antonio Vivaldi. Ursprünglich als Stück für sein Quintett komponiert, hat es in vielen Besetzungen Einzug gehalten. Die hier eingespielte Bearbeitung für Gitarre solo stammt von Sergio Assad.

Der kubanische Komponist und Gitarrist Leo Brouwer (*1939) hat ein beachtliches Oeuvre - schwerpunktmäßig Gitarrenliteratur geschaffen - und erweitert dieses stetig. Allein elf Konzerte für Gitarre und Orchester stammen aus seiner Feder, daneben zahlreiche Werke für Gitarre solo. Seine frühen autodidaktischen Kompositionen sind durch kubanische Rhythmen geprägt. 1961 kommt er beim Warschauer Herbst mit den Ideen und Vertretern der Avantgarde in Kontakt. Brouwer experimentiert mit den neuen Kompositionstechniken wie der graphischen Notation, Zwölfton- und serielle Musik und Minimal Music. Er integriert sie in seine Musik und entwickelt so seinen ganz eigenen Stil. Seinen gegenwärtigen Stil bezeichnet Leo Brouwer als "nationale Hyper-Romantik".Es ist im gewissen Sinne eine Rückkehr zur Tonalität, durch die er den Hörern einen innigeren Zugang zu seiner Musik ermöglicht. Traditionelle Formen und Rhythmen nehmen wieder einen größeren Raum ein. Leo Brouwer, selbst ein ausgezeichneter Gitarrist, versteht es wie kein Zweiter, seine Ideen mit den Gegebenheiten dieses Instruments in Einklang zu bringen. So kann der musikalische Gedanke und Inhalt ganz im Vordergrund stehen. El Decameron Negro hat Leo Brouwer im Jahr 1981 für die Gitarristin Sharon Isbin komponiert, es ist damit das erste Gitarrenstück im neuen Stil. Die Sätze lehnen sich frei an afrikanische Volksmärchen, die der Ethnologe Leo Frobenius (1873-1938) zusammentrug. Im ersten Satz "Die Harfen der Krieger" wechseln sich harte, kriegerische Passagen und romantische Passagen ab. "Die Flucht der Liebenden durch das Tal der Echos" ist sehr lautmalerisch komponiert. Die Weite der Landschaft, die Sehnsucht der Liebenden und schließlich die Flucht zu Pferd durch hallende Schluchten werden ausdrucksstark deutlich gemacht. "Die Ballade des verliebten Mädchens" besteht aus kontrastierenden Elementen in Rondoform. Hier die romantische Melodie, dort die schnellen Rhythmen im Off-Beat. Am Schluss steht die versöhnliche Harmonik mit einer kleinen Neckerei.

Alberto Ginastera (1916-1983), Argentinien, studierte Komposition am Konservatorium in Buenos Aires. Früh wurde er als Komponist gefeiert, heute zählt er zu den wichtigsten süd-amerikanischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Er komponierte Opern, Ballette, Klavier-, Violin- und Cellokonzerte, weitere Orchesterwerke und Instrumentalmusik. Die Sonate op. 47 ist das einzige Werk für Gitarre solo und wurde für den Gitarristen Carlos Barbosa-Lima geschrieben. Ginasteras Musik steht anfangs stark in der Tradition der argentinischen Folklore. Viele Stücke stehen im 6/8-Takt mit einem charakteristischen Rhythmus, einfache Melodien werden verwendet. Ginastera betitelt diesen Abschnitt seines kompositorischen Schaffens als objektiven Nationalismus. Dann geht er in die USA und erweitert seine Kompositionstechniken, es entsteht der subjektive Nationalismus. Die argentinische Musik ist immer Bestandteil seiner Arbeit, Rhythmus und melodische Linien sowie große Kontraste sind stets wichtig. Melodien aus der Folklore werden symbolisch verwendet. Im neo-expressionistischen Stil schließlich verzichtet er auf direkte Bestandteile aus der Volksmusik. Der Bezug zu seiner Heimat ist diffiziler-starke obzessive Rhythmen, die Ruhe der weiten Pampa, magische Klänge dieser Landschaft sind zu hören. Dissonanzen und freie Tonalität sind Teil seiner persönlichen Klangsprache geworden.Die Sonate op. 47 gehören dieser letzten Periode an.

Anika HutschreutherDer Spanier Gaspar Sanz (1640-1710) studierte Musik, Theologie und Philosophie. Am königlichen Hof von Neapel war er als Organist tätig und lernte dort, die "chitarra spagnola" zu spielen. Heute ist diese Gitarre unter der Bezeichnung Barockgitarre bekannt. Gaspar Sanz verfasste drei Lehrwerke für die Gitarre, die heute sehr bekannt sind, auch wegen der in ihnen aufgeführten spanischen und italienischen Tänze. Joaquín Rodrigo komponierte 1954 die "Fantasía para un gentilhombre" für Gitarre und Orchester, in denen er fünf dieser Tänze verwendete. So sind die Melodien immer noch bzw. wieder aktuell. Die Einspielung des Canarios erfolgte mit einer Barockgitarre, wodurch der typische Klang, Rasgueado- und Campanella-Technik erklingen.

Anika Hutschreutherwurde 1976 in Schleswig geboren. Mit 13 Jahren begann sie Gitarre zu spielen. Ihr Musikstudium führte sie von Stuttgart über Kassel nach Hamburg, wo sie im Oktober 2010 das Konzertexamen mit Auszeichnung ablegte. An der Musikakademie Kassel wurde sie von Michael Tröster unterrichtet, der die CD "Beyond the rainbow" mit dem Gitarrenensemble initiierte. In Hamburg genoss sie den Unterricht bei den Professoren Klaus Hempel und Olaf van Gonnissen. Während ihres Musikstudiums wurde sie von der Markelstiftung gefödert. Im Jahr 2006 war sie Semifinalistin im Karl-Scheit-Wettbewerb Wien, gewann den Concours d' Ufam in Paris und war Preisträgerin beim Internationalen Gitarrenwettbewerb in Koper, Slowenien. 2010 erhielt sie den Herman-und-Milena-Ebel-Preis als herausragende Nachwuchsmusikerin.

Zurück zur CD-Liste