Rezenszion Verquer 2

Erschienen in HNA Februar 2005

Groovende Flöten

Das "VerQuer"-Quartett in Sandershausen

Von Georg Pepl

Die vier stehen Rücken an Rücken und drehen sich wie ein Karussell. So tritt mal dieser, mal jener melodische Mosaikstein in den Vordergrund: ein auskomponierter Raumklang. Dazu fallen wechselnde Blumenmuster ins Auge. Das Querflöten-Quartett "VerQuer" liebt nämlich bunte Bühnenkleidung. Was prima zu seinem Crossover-Konzept passt.
Zeitgenössische Kammermusik, Jazz und afrikanische Folklore sind für Katrin Gerhard, Maximilian Zelzner, Stephanie Wagner und Britta Roscher keine getrennten Welten. Mit diesem frischen Mix eroberten sie das Publikum bei der Live-Präsentation ihrer Debüt-CD im evangelischen Gemeindehaus Sandershausen. Außergewöhnlich an dem Vergnügen mit Anspruch: Die Flötenband - so möchte man die Gruppe nennen - adaptiert moderne Rhythmen für Instrumente, denen nicht unbedingt allzu große Groove-Lastigkeit nachgesagt wird.
Die Bassflöte steuert etwa ein Riff bei, das auch ein E-Bass spielen könnte. Beharrlich wiederholte Ostinati ahmen ein Schlagzeug nach. Mal tritt das Quartett als Mambo-Combo auf. Mal erinnert ein Stück an den Funkjazz eines Herbie Hancock ("Levada" von Heike Beckmann).
Bach, wie ihn Ian Anderson von Jethro Tull gesehen hat, fehlt ebensowenig wie ein Astor-Piazzolla-Tango oder wie die beschauliche Jazzballade "Peace" von Horace Silver. Am schrillsten klingt wohl Anne La Berges "Rough Diamond" mit dem völligen Verzicht auf eine Melodie.
Gleichermaßen diszipliniert wie unverkrampft brachte das Ensemble, dessen Mitglieder aus Wiesbaden, Krefeld, Dortmund und von der Bergstrasse kommen, seine Musik rüber. Zur Frische trug auch bei, dass es den Großteil des Repertoires auswendig spielte. Denn Musiker, die sich schüchtern hinter Notenpulten verstecken, sind bekanntlich ziemlich uncool.


Zurück zur Presse-Seite